RÜCKBLICK LFS 2022

 

11. Leipziger Frühjahrssymposium Sprache und Kommunikation

»Stimme – Sprache – Interaktion« bewusst kommunizieren im KiTa-Alltag

am 03.06.2022 


Sie haben hier die Möglichkeit, einen kleinen Rückblick zum Fachtag zu bekommen.

 

Als Teilnehmer/-in des LFS können Sie die verschiedenen Materialien und Präsentationen im passwortgeschützten* Bereich "Materialien" finden.

 


Clemens Rothbauer 07.06.2022

 

Falls Sie am LFS 2022 teilgenommen haben, freuen wir uns über Ihre Rückmeldungen zum Fachtag über unseren Evaluationsfragebogen:

 

https://www.soscisurvey.de/LFS2022/

 



Das 11. Leipziger Frühjahrssymposium fand am 03.06.2022 in ganz Sachsen, zum kleinen Teil auch in anderen Bundesländern und in Österreich, auf vielen Monitoren statt.

 

Mit 150 Teilnehmer/-innen und Interessierten war das nun schon dritte Online-Symposium sehr gut besucht und alle Workshops schon im Vorfeld ausgebucht. In der digitalen Welt konnten die pädagogischen Fachkräfte, Kita-Leitungen, Kindertagespflegepersonen, Fachberater/-innen, Sprachförderkräfte, frühpädagogische Wissenschaftler/-innen sowie Logopäd/-innen und Sprachtherapeut/-innen neben dem Hauptvortrag zwei von acht Workshops wählen.


Begrüßungen

Sarah Girlich und Prof. Christian W. Glück, als Vertreterin und Vertreter des LakoS und der Universität Leipzig, eröffneten den Fachtag in der digitalen Welt. 

 

Christian Piwarz: Begrüßung und Grußworte des Sächsischen Staatsministers für Kultus


Vortrag


Prof.in Dr.in Ulla Licandro

 Kinder brauchen Kinder - auch für den Spracherwerb?

 

Prof.in Dr.in Ulla Licandro

 Kinder brauchen Kinder - auch für den Spracherwerb? 

 

Im Hauptvortrag des 11. LFS ging es darum, ob Kinder andere Kinder für den Spracherwerb brauchen. Mit dem Eintritt in eine frühpädagogische Bildungseinrichtung beginnen Kinder, täglich lange Zeiträume mit einer großen Gruppe von Peers in unterschiedlichen pädagogisch angeleiteten (z. B. Morgenkreis, Gruppenaktivitäten) und frei zu gestaltenden Situationen (z. B. Freispiel) zu verbringen. Das pädagogische Prozessgeschehen in der Kita wird somit maßgeblich von dyadischen und Kleingruppeninterkationen unter Peers bestimmt. Damit einhergehend kommt es zu einer Erweiterung der kommunikativen Gewohnheiten und Möglichkeiten. 

Kaum jemand wird bestreiten, dass Kinder auch andere Kinder in ihrem Umfeld für ihre Entwicklung benötigen. Welche genaue Bedeutung Peer-Interaktionen dabei spielen, wurde von der Forschung jedoch erst in den vergangenen Jahren verstärkt in den Blick genommen. Im Rahmen des Vortrags wurden aktuelle Erkenntnisse zum Potenzial von frühen Peer-Interaktionen im Hinblick Blick auf den Spracherwerb beleuchtet und Möglichkeiten diskutiert, wie Peer-Interaktionen im Kita-Alltag unterstützt werden können. 


Workshops


1) Lea Wedwardt:
Wörterzauber statt Sprachgewalt. Achtsam sprechen in der Kita 

Der Workshop von Lea Wedewardt drehte sich rund um das Thema achtsame Sprache, deren Relevanz in der Kita und wie diese konkret aussehen kann. 

 

Zunächst wurde die Macht der Sprache erläutert, also inwiefern die Sprache der Erwachsenen die Glaubenssätze von Kindern prägen können. Frau Wedewardt unterschied zwischen Worten, die heilen, und Worten, die wie "spitze Pfeile schießen" und nannte diese Wörterzauber bzw. Sprachgewalt. Aussagen, die die Botschaften "Sei anders!" oder "Du bist falsch!" transportieren, zählen zu Sprachgewalten und sollten vermieden werden. Vielmehr sollten Wörterzauber genutzt werden, also heilende Formulierungen, die die Botschaft "Du bist gut so wie du bist!" transportieren. 

  

Nach diesem Input gingen die Teilnehmenden auf die Suche nach persönlichen Erfahrungen und Sätzen aus der eigenen Kindheit. Nach Sprachgewalten, die schmerzten, und nach Wörterzauber, die gut taten, und tauschten sich darüber in der Gruppe aus. Im Anschluss daran wurde in Kleingruppen an konkreten kitabezogenen Beispielen ausprobiert und geübt, welche Formulierungen als Sprachgewalt eingeschätzt werden können und wie diese in Wörterzauber umformuliert werden.

 


2) Katia Simon:
Kein Hexenwerk – Impulse für gendersensible Sprache und Kommunikation in der Kita

Im Workshop von Katia Simon lernten die Teilnehmenden verschiedene Möglichkeiten kennen, in der eigenen Sprache gendersensible Formulierungen zu nutzen und die eigene Sprachverwendung zu reflektieren. Außerdem erhielten sie einige wertvolle praxisorientierte Impulse, wie gendersensible Kommunikation in Kita-Alltag einfach integriert werden kann. 

 

Gendersensible Sprache ist wichtig, da durch das generische Maskulin, das in unserer Sprache häufig vorherrscht, viele Personen nicht benannt werden. Doch wer benannt wird, wird gesehen und fühlt sich angesprochen. Die, die nur "mitgemeint" sind, hingegen oft nicht. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Sprache gendersensibel zu gestalten. Neben sogenannten Genderzeichen (z. B. Erzieher:innen oder Erzieher/-innen) können ebenfalls genderneutrale Formulierungen (z. B. pädagogische Fachkräfte), Umschreibungen (z. B. Menschen, die in einer Kita arbeiten) oder Beidnennungen (z.B. Erzieherinnen und Erzieher) verwendet werden. 

Nach diesem theoretischen Input folgte der Praxisteil. Hier setzten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen mit Kindergeschichten, Liedern und Elternbriefe auseinander. Diese wurden auf deren Gendersensibilität hin untersucht, überarbeitet und sprachlich angepasst.

Fazit des Workshops war, dass gendersensible Sprache einfach und schön sein kann und sogar Spaß macht und auf jeden Fall "kein Hexenwerk" ist! 


3) Ariane Hohaus 

Achtsam im Team - wertschätzend kommunizieren und was noch? 

Im Zentrum des Workshops von Ariane Hohaus stand die Frage, wie Teams in Kitas achtsam und ressourcenorientiert zusammenarbeiten können. Außerdem gingen die Teilnehmenden der Frage nach, welche Rahmenbedingungen für eine achtsame Kooperation unter Kolleginnen und Kollegen nötig sind und auf welche Herausforderungen dabei gestoßen werden kann. 

 

Zu Beginn des Workshops wurden zunächst theoretische Grundlagen besprochen. So wurden neben drei Kommunikationsmodellen (Vier-Ohren-Modell, Eisbergmodell, Transaktionsanalyse) ebenfalls zwei Varianten Dialogischer Kommunikation vorgestellt: die wertschätzende, gewaltfreie Kommunikation sowie die diversitätssensible Sprache.

Nach diesem theoretischen Input wurde ein Methodenkoffer gepackt, um den eigenen Kita-Alltag achtsamer zu gestalten. In diesem Methodenkoffer wurden Tipps zu den folgenden Themen eingepackt: 

  • sprachliche und kommunikative Mittel (z. B. Verallgemeinerungen vermeiden)
  • Feedbackregeln (z. B. Ich-Botschaften senden)
  • Dialogisches Denken & Teamarbeit (z. B. Teamrollen erforschen)
  • Spielregeln für die Zusammenarbeit im Team (z. B. Alle achten auf Wortwahl, Lautstärke und Tonlage)
  • Hinweise für eine achtsame Besprechungskultur (z. B. "Warme Dusche")

4) Susanne Krassa  

Stimmt's ? Training für die Stimmgesundheit

 

In diesem sehr praktischen Workshop drehte sich alles um die Stimme und wie diese im sprechintensiven Kita-Alltag gesund bleibt. Dafür zeigte Susanne Krassa den Teilnehmenden verschiedenste Übungen, um den eigenen Körper, den Atem sowie die Stimme zu erwärmen und zu lockern.

 

Am Anfang des Workshops stand die Erwärmung des Körpers. Übungen hierfür sind  bspw. Arm-, Becken- und Schulterkreisen oder Ausstreichen des Körpers. Im Anschluss daran wurde der Fokus auf den Atem, das Zwerchfell sowie die Artikulationsorgane Zunge, Zähne und Lippen gelegt.

 

Ein weiterer Fokus lag auf der Lax Vox-Methode. "Lax Vox" bedeutet "freie Stimme" und dient der Stimmpflege und -entspannung. Außerdem hilft sich bei Heiserkeit und beugt diese ebenfalls vor. Diese Stimmübung wird unter anderem von Sänger/-innen, Sprecher/-innen und Schauspieler/-innen genutzt und erhält  immer mehr Einzug in die Stimm- und Sprechtherapie. Mithilfe eines Silikonschlauchs wird in einer Flasche mit Wasser für ca. eine Minute geblubbert. Durch die Vibration in Mund und Hals entspannen sich die Muskeln und die Schleimhäute regenerieren sich. Frau Krassa empfiehlt den Blubberschlauch in der Kita zu deponieren und in kurzen Pausen zwischendurch die eigene Stimme mit einer Minute Blubbern zu entlasten. 


5) Susanne Wagner  

Einfache Sprache in Kita-Texten

Dieser Workshop setzte sich damit auseinander, wie Texte in der Kita möglichst so geschrieben werden können, damit ALLE Beteiligten diese schnell und problemlos verstehen können. Eine Möglichkeit ist die Verwendung des Konzepts der Einfachen Sprache, das die Teilnehmenden im Workshop kennenlernen und ausprobieren konnten. Dafür analysierten die Teilnehmenden zunächst, was Texte schwer verstehbar macht. Im anschließenden Praxisteil probierten sie sich dann am Abbau von Sprachbarrieren auf Wort-, Satz- und Textebene anhand echter Kita-Texte. Dabei wurde der Blick insbesondere auf Elternbriefe, Einverständniserklärungen und Aushänge in der Kita gerichtet.  


6) Dr.in Christiane Hofbauer & Robert Jurleta

Sprachräume erkennen - Sprachräume schaffen: Literacy & Sprache in Kindertageseinrichtungen

Damit Kinder ihre sprachlichen Kompetenzen entfalten können, bedarf es einer kommunikationsfördernden und sprachanregenden Umwelt. Anhand verschiedener Materialien kann es gelingen, den pädagogischen und kommunikativen Alltag sowie die Ausstattung von Bildungsorten in den Fokus zu nehmen, um Kindern diese Umgebung bereitzustellen.

Während bei verschiedenen Beobachtungs- und Dokumentationsbögen das Kind mit seiner Entwicklung im Mittelpunkt steht, wurde im Workshop ein Instrument vorgestellt, das verdeutlicht, welche Aspekte für die Gestaltung und Umsetzung einer sprachförderlichen Umgebung nötig sind. Der LiSKit (Literacy und Sprache in Kindertageseinrichtungen) bietet einerseits Impulse, die eigene pädagogische Arbeit hinsichtlich sprachlicher Bildung und Literacy zu reflektieren und andererseits die Sprach- und Kommunikationsangebote im Team zu evaluieren und mögliche Veränderungen anzugehen.

Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde der Aspekt Ausstattung Buchbereich - Raum für Bücher genauer betrachtet. Der LiSKit bietet neben der Ausstattung auch Bereiche wie Räumlichkeiten, Aktivitäten der Fachkräfte, Interaktionen in ausgewählten Situationen, Zusammenarbeit und Vernetzung sowie Konzeption und Qualifizierung zu genaueren Betrachtung an, um ressourcenorientiert eine ganzheitliche sprachliche Bildung in der pädagogischen Arbeit zu verankern.


7) Prof.in Dr.in Ulla Licandro

Peer-Interaktionen von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen - Potenziale erkennen, Zugang ermöglichen

Der Workshop von Prof.in Dr.in Ulla Licandro baute auf den Hauptvortrag am Vormittag auf und legte seinen Fokus auf die Peer-Interaktionen von Kindern mit Sprachentwicklungsstörungen (SES). Studien haben gezeigt, dass Kinder mit eingeschränkten sprachlichen Fähigkeiten im Elementarbereich sich vermehrt Erwachsenen als Ansprechpartner/-innen zuwenden und Kontaktversuche zu ihren Peers häufig ignoriert werden. Im Primarbereich zeigen sich dann ebenfalls niedrigere soziale Kompetenzen und weniger Peer-Beziehungen was in eine geringere Zufriedenheit mit Peer-Beziehungen mündet. Der Workshop zeigte verschiedene Möglichkeiten auf, wie Kindern mit Sprachentwicklungsstörung geholfen werden kann, Zugang zu Peer-Interaktionen zu erleichtern und deren Potenziale zu entfalten. Dafür gibt es drei zentrale Unterstützungsstrategien im Kita-Alltag: 

  1. Gestaltung des Lernumfelds (z. B. räumliche Gestaltung, Auswahl der Spielgegenstände...)
  2. Strategien durch Praktiker/-innen (z. B. Anleitung der Peer-Interaktionen, Modellierung, Feedback...)
  3. Strategien durch Peers (z. B. Kinder ermutigen, in Kontakt mit anderen zu treten...)

8) Georg Thum

Peer-to-Peer Learning in der Stottertherapie

Georg Thum konzipierte gemeinsam mit Ingeborg Mayer eine neue Art der Stottertherapie, die Intensivtherapie »Stärker als Stottern« und ist sehr mehr als 20 Jahren ausschließlich in der Stottertherapie tätig. Neben seiner Arbeit in seiner ambulanten Praxis lehrt er an der Universität in München im Bereich Redefluss und leitet die Stotterberatungsstelle.

 

Teil des von ihm entwickelten, methodenkombinierten  Ansatzes  »Stärker als Stottern«  ist ein gruppentherapeutischer Teil, in dem sich die positiven Effekte des Peer-to-Peer-Learning zunutze gemacht werden. Im Workshop wurden zunächst die gruppentherapeutischen Erfahrungen aus  »Stärker als Stottern«  vorgestellt und gemeinsam reflektiert. Im Anschluss daran durften die Teilnehmenden diese ebenfalls ausprobieren und diskutieren. 

 




SAVE THE DATE

 

Wir freuen uns, alle beim 12. LFS 2023 am 02.06.2023 in Leipzig begrüßen zu können - vielleicht auch schon vorher bei Fortbildungen, in Netzwerktreffen oder im gemeinsamen Austausch auf anderen Wegen.

 

Wir, das Team des Landeskompetenzzentrums zur Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen in Sachsen (LakoS), danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern.


 

Der Fachtag stand unter der Schirmherrschaft  

des Sächsischen Staatsministers für Kultus Christian Piwarz.


*Das erforderliche Passwort haben Sie per Mail erfahren, sollten Sie es benötigen, schreiben Sie gern an: 

info@lakos-sachsen.de. 



 

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.



 

 

Bildrechte: (c) Verein Sprache und Kommunikation e. V.