9. Leipziger Frühjahrssymposium
Sprache und Kommunikation
25. September 2020
ONLINE FACHTAG
Der Fachtag steht unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministers für Kultus Christian Piwarz.
Abstracts
Vortrag
Prof. Dr. Catherine Walter-Laager:
Beobachten und Dokumentieren als "Allheilmittel" der Elementarpädagogik
Beobachtung und Interpretation kindlichen Verhaltens und Könnens sind seit jeher bedeutsame Elemente beruflichen Handelns im Elementarbereich und avancierten in den letzten Jahren zu einer der Kernaufgaben der Fachpersonen. Zudem ist die Beobachtungsdokumentation und das darauf aufbauende Planen Aus-druck eines konsensfähigen Bildungsverständnisses, das die Individualität des Kindes und seine Entwicklung fokussiert und ist daher in allen Bildungs- und Lehrplänen für die Arbeit im Elementarbereich als professionelles Handlungsfeld beschrieben. Eine aussagekräftige Beobachtungsdokumentation wird generell empfohlen, konkrete handlungspraktische Hinweise dazu sind allerdings in den Rahmenplänen selbst nicht dargelegt und müssen daher individuell von jeder Fachperson interpretiert werden, was sowohl die Gestaltung der Beobachtung und deren Verschriftlichung als auch die Wahl des Instrumentes selbst zur Erfassung von Beobachtungen miteinschließt.
Im Vortrag werden Grundlagen Aspekte der Beobachtungsdokumentation einführend dargestellt, unterschiedliche Instrumentengruppen besprochen und anschließend einige Forschungsergebnisse präsentiert. Auf dieser Basis soll kritisch diskutiert werden, welche Form der Beobachtungsdokumentation, über welche Kinder, zu welchem Zeitpunkt für das professionelle Handeln hilfreich sein kann.
Workshops
1) Marion Lepold:
Vom Ordner zum Tablet -
Veränderungen der Portfolioarbeit im Prozess der Digitalisierung
Die Beobachtung und Dokumentation von wichtigen Entwicklungsschritten der Kinder gehört zum Alltag jeder Erzieherin, jedes Erziehers und jeder Tagespflegeperson. In den meisten Einrichtungen schreiben die Fachkräfte klassischerweise das Portfolio auf Papier auf und teilen ihre Dokumentationen dann mit den Eltern. Aber welches Potential haben eigentlich digitale Beobachtung- und Dokumentationsverfahren? Und wie funktionieren sie? Können Kinder dabei partizipieren – und wenn ja, wie? Nach einem kurzen theoretischen Input die Welt der digitalen Beobachtungs- und Dokumentationsverfahren und deren Nutzungsmöglichkeiten haben Sie in Kleingruppen die Chance die digitale Portfolioarbeit direkt auszuprobieren.
2) Carolin Machens:
BaSiK - wie Sprachbildung und Beobachtung ineinander greifen
Im Workshop wird das Beobachtungsverfahren BaSiK vorgestellt und praktisch erarbeitet. BaSiK bietet die Möglichkeit, die Sprachentwicklung ganzheitlich über die gesamte Kindergartenzeit bis zum Schuleintritt ressourcenorientiert im Alltag zu beobachten. Im Workshop wird erörtert, welche Bereiche des Spracherwerbs beobachtet und ausgewertet werden können und wie das Verfahren gewinnbringend einzusetzen ist. Außerdem wird die Verbindung zu einer alltagsintegrierten, bewegungsorientierten Sprachbildung aufgezeigt und praktisch erprobt.
3) Dr. Claudia Wirts:
Beobachtung und was dann?
Planung sprachlicher Bildungsaktivitäten leicht gemacht!
Beobachtung ist in Kindertageseinrichtungen ein wichtiges Instrument, um Kinder in ihrer Entwicklung angemessen unterstützen zu können. Aktuelle Forschung zeigt, dass Beobachtungsergebnisse in der Regel für Elterngespräche und für ein besseres Verständnis der kindlichen Entwicklung genutzt werden, aber noch weniger häufg für die systematische pädagogische Planung. Im Workshop wird es darum gehen, wie man Beobachtungsergebnisse effektiv für die sprachliche Förderplanung nutzt. Nach einer kurzen Einführung von Kriterien für gute Planungs- und Förderprozesse, wird es darum gehen, die App "Sprachspiele mit BiSS" praktisch an Fallbeispielen zu erproben. Die App (und eine Internetanwendung mit gleichen Funktionen) wurde im Rahmen der BiSS-E-Projekte im Staatsinstitut für Frühpädagogik entwickelt, um Fachkräfte bei der gezielten Planung sprachlicher Bildungsaktivitäten zu unterstützen. Mehr Informationen dazu fnden Sie unter www.sprachspiele-biss.de.
4) Sibylle Haas:
Lerngeschichten für Erwachsene - sie sind mehr als nur ein Beobachtungsinstrument
In den letzten Jahren haben die (Bildungs- und) Lerngeschichten in Deutschland immer mehr begeisterte Anhänger/innen gefunden. Sie helfen Kindern und Pädagogen
Bildungsprozesse zu verstehen und stärken das Selbstbild und die Selbstwirksamkeit der Kinder. Lerngeschichten basieren auf einem ganzheitlichen Bild von Lernen im sozialen Kontext. Die Maori,
die ersten Einwohner Neuseelands haben nur einen Begriff von Lehren und Lernen: ako!
In diesem Workshop wollen wir uns mit der Frage auseinander setzen, wie Lehrende und Lernende gemeinsam von einer Form der Beobachtung und Dokumentation profitieren können. Wenn Erwachsene die
Wirksamkeit von Lerngeschichten selbst erleben, werden sie leichter und engagierter dazu in die Lage versetzt, dieses hilfreiche „Lebensmittel“ für Kinder anzuwenden.
Wir werden erfahren, wie jeder Geschichten schreiben kann und wie wir sie positiv nutzen können.
Workshop 5 und 6 richten sich vor allem an SprachheilpädagogInnen/LogopädInnen/ SprachtherapeutInnen.
Vormittags ohne Wiederholung
5) Prof. Dr. Christian W. Glück & Katharina Kluge:
Diagnostik semantisch-lexikalischer Fähigkeiten mit dem WWT 6-10 und Aufgaben zum Schnellbenennen
Ausgehend vom diagnostischen Modell für die Erfassung semantisch-lexikalischer Fähigkeiten von Kindern wird gezeigt, welche diagnostischen Fragestellungen mit dem Wortschatz- und Wortfindungstest 6-10 und mit Aufgaben zum Schnellbenennen verfolgt werden können. Außerdem erfolgt eine kurze Einführung in diese diagnostischen Verfahren - beim WWT 6-10 in die Nutzung der PC-Software. Anhand von Fallbeispielen besprechen wir die Interpretation der Testergebnisse. Gern diskutieren wir hier auch Ihren eigenen Fall. Schicken Sie entweder die Protokolle als PDF und/oder die Klientendaten (s. Ordner "Meine Diagnostik") als ZIP-Datei anonymisiert bis 18.9. an christian.glueck@uni-leipzig.de.
Nachmittags ohne Wiederholung
6) Carina Krause:
Tabletgestützte Sprachprofildiagnostik mit dem Leipziger Sprachinstrumentarium Jugend LSI.J
In diesem Workshop soll das Leipziger Sprachinstrumentarium Jugend (LSI.J) in der praktischen Anwendung vorgestellt werden. Das LSI.J bildet die rezeptiven sprachlichen Fähigkeiten von Jugendlichen mehrdimensional ab. Das Erkennen von rezeptiven Sprachproblemen ist in dieser Altersgruppe nicht leicht, denn junge Erwachsene mit entwicklungsbedingten Sprach(verarbeitungs)störungen haben Kompensationsstrategien entwickelt. Sie sind in ihrer produktiven Alltagssprache meist unauffällig und geben wenig Anlass, Probleme mit dem Verstehen gesprochener Sprache zu vermuten. Zudem kann man den Verdacht auf eine rezeptive Sprachstörung schlecht verifizieren, da normierte Diagnostikinstrumente für das auditive Sprachverstehen von Jugendlichen bislang fehlten. Das Leipziger Sprachinstrumentarium Jugend (LSI.J) verkleinert diese diagnostische Lücke.
Der Workshop führt anhand eines Fallbeispiels durch 10 Testverfahren aus 5 Bereichen des Sprachverstehens. Wir werden die Tests und ihre Anwendungsmöglichkeiten diskutieren und die Ergebnisse der Kasuistik gemeinsam interpretieren und ggf. über sich anschließende Fördermöglichkeiten nachdenken.