7. Leipziger Frühjahrssymposium Sprache und Kommunikation
8. Juni 2018
Der Fachtag steht unter der Schirmherrschaft des Sächsischen Staatsministers für Kultus Christian Piwarz.
Abstracts ...wird fortlaufend ergänzt
Vorträge
Prof. Dr. Frauke Hildebrandt:
Partizipative Interaktion mit Kindern im Kita-Alltag
Beteiligung von Kindern zu ermöglichen und zu organisieren, ist bereits jetzt Verpflichtung für Pädagoginnen und Pädagogen in Kindertagesstätten: Kinder sollen, wie es in der UN-Kinderrechtskonvention (Art. 12), dem KJHG §8 SGB VIII sowie den Kindertages-stättengesetzen der Länder verdeutlicht wird, an Entscheidungen, die ihr Leben und das Leben der Gemeinschaft betreffen, beteiligt werden. Mit anderen Worten: Kinder haben ein Recht auf Beteiligung, unabhängig davon, ob diese Beteiligung sie in bestimmten Entwicklungsschritten unterstützt oder nicht. Aktuelle Studien zeigen darüber hinaus aber auch, dass insbesondere alltagsintegrierte partizipative Interaktionsformate einen positiven Einfluss auf die kognitive und sprachliche Entwicklung der Kinder haben hier weiterlesen
Giovanna Debatin:
Aus der Praxis, für die Praxis - Beispiele für einen partizipativen Kita-Alltag
Während für manche Partizipation nur pädagogischer Trend oder aber lästigerweise zu erfüllendes Kriterium für eine Betriebserlaubnis ist, ist es für andere die selbst-verständliche pädagogische Haltung, die die gesamte Arbeitsweise in der Kita beeinflusst. Partizipation heißt dabei nicht, dass es immer einen Kitarat oder eine Verfassung benötigt, sondern fängt viel früher an. Essen, schlafen, Gruppenregeln, Tagesstrukturen, Finanzen, Personal – überall können Kinder mitreden. Wieviel sie es tatsächlich tun dürfen, hängt von den Erwachsenen ab. Denn sie sind diejenigen, die die Freiräume gleichermaßen schaffen wie die Grenzen.
Sie denken: Das kann ja nicht so schwierig sein, denn Methodenvorschläge gibt es doch genug?
Mit Methoden alleine ist es nicht getan, denn damit deren Umsetzung am Ende nicht zu Alibiprojekten wird, ist eine theoretische Auseinandersetzung unerlässlich. Was ist der Kern von Partizipation? Welche Probleme treten auf, wenn Machtstrukturen verleugnet oder nicht erkannt werden? Welche verschiedenen Mitbestimmungs-formen gibt es? Was sind die individuellen Motive dafür, Menschen an Entschei-dungen beteiligen zu wollen?
Die eigene Kita zu einer partizipativeren zu machen ist darüber hinaus ein sehr individueller Prozess. Es kann und soll nicht darum gehen, Methoden anderer exakt zu kopieren. Vielmehr sollen positive Erlebnisse anderer inspirierend und motivierend wirken. Denn all die Erfahrungen zeigen am Ende: Der Weg zu mehr Partizipation ist machbar! Und er lohnt sich für alle Beteiligten!
Präsentiert werden in dem Vortrag neben einigen theoretischen Grundlagen Geschichten aus der pädagogischen Praxis. Diese beziehen sich auf verschiedene alltagsrelevante Themen und berücksichtigen die unterschiedlichen Zielgruppen, die es in einer Kita gibt.
Workshops
1) Denise Klein:
SIKIT - Sensorische Integration in der Kindersprache
Die Sensorische Integrationstherapie hat in Deutschland eine weite Verbreitung gefunden. Hauptsächlich wird sie von Ergo- und Physiotherapeuten eingesetzt. Jedoch absolvieren auch immer mehr Sprachtherapeuten und Pädagogen eine Weiterbildung zu diesem Konzept. In SIKIT wird gezeigt, wie die Kindersprachtherapie mit der Sensorischen Integrationsbehandlung verknüpft und bereichert werden kann. Die Wirkung sensorischer Elemente erstreckt sich aber weit darüber hinaus. Die Einbindung wirkungsvoller Elemente aus dem Konzept der Sensorischen Integrationstherapie in den Entwicklungsalltag der Kinder setzt nicht nur an der Basis an, sondern erhöht die Bereitschaft der Kinder, an ihren eigenen kognitiven und sozio-emotionalen Kompetenzen mitzuwirken. Kreativität, der offene Blick für die Interessen der Kinder und das gemeinsame Gestalten von Spielen, welche die Kinder motivierend herausfordern, sie dabei unbewusst "schwer arbeiten" lässt und zusätzlich ihre Entwicklung vorantreiben werden in dieser "Werkstatt" im Vordergrund stehen und den "Lernraum" mit Wissen, Spaß und Ideen füllen. "Ein Kind, das Erfahrung macht, auf die es sinnvoll reagieren kann, hat Spaß. In gewissem Sinne ist Spaßhaben ein Inbegriff für gute Sensorische Integration des Kindes." (Ayres)
2) Katja Oethe und Christin Göckeritz:
Macht macht was
"Wo und wie können Sie MACHT in Ihrer Rolle als Erzieherin für Kinder positiv einsetzen?" - "Ist MACHT positiv oder negativ?" - "Wer hat wem gegenüber MACHT in einer Kita?" Der häufig negativ
besetzte Begriff der Macht wird im Kontext des Kinder-gartenalltages beleuchtet. Die Teilnehmer erhalten über die Auseinandersetzung mit verschiedenen Situationen die Möglichkeit ihre eigenen
Konstrukte zu reflektieren. Gleichzeitig soll die Thematik auf theoretischer Ebene erschlossen werden, um die Begrifflichkeit als Einflussfaktor auf Pädagogik zu verdeutlichen und aus der Ecke
der "Das-gibt-es-hier-nicht" Wörter zu holen. Und was hat MACHT eigentlich mit der Umsetzung von Partizipation zu tun? Wie viel MACHT braucht ein guter Pädagoge – und wozu?
Die Nutzung des Machtverhältnisses zwischen ErzieherInnen und Kindern, sowie die damit verbundene Einräumung von Kinderrechten sollen im Workshop den Kreis zur Thematik „Mitwirkung,
Mitbestimmung und Selbstbestimmen“ schließen. Es sollen außerdem erste kleine Umsetzungsschritte gemeinsam erarbeitet werden. Der Workshop bietet den TeilnehmerInnen insbesondere eine aktive
Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle „ErzieherIN“ unter dem Aspekt, dass Kita als Lern- und Bildungsort Voraussetzungen für Resilienzentwicklung bieten kann.
3) Martin Boock:
Früh übt sich – Partizipation in der Kita entwickeln
Dieser Workshop eröffnet die Möglichkeit, über einen erfahrungsorientierten Zugang über das Thema „Partizipation in der Kita“ ins Nachdenken und mit anderen Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen. Es geht z.B. um Fragen wie: Wie stehe ich selbst zu Partizipation und Demokratie? Wieviel Verantwortung können Kinder übernehmen? Was denken und machen andere ErzieherInnen in ihren Kitas? Was könnte ich selbst umsetzen oder in der Praxis ausprobieren? Ein Workshop zum Erfahrungen machen, Reflektieren und andere Perspektiven mitnehmen.
4) Robert Jurleta:
"Wo geht die Sonne hin, wenn's dunkel wird?" -
Philosophieren mit Kindern
Philosophieren mit Kindern ist eine Variante der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung, die es allen Teilnehmenden ermöglicht, verschiedene Phänomene zu erkunden. Die Methode des gemeinsamen „darüber Nachdenkens“ bietet Kindern die Chance, ihre eigene Weltsicht und Vermutungen zu äußern und im Gespräch mit anderen weiterzuentwickeln. Ähnlich wie beim Dialogischen Lesen liegt ein Hauptaugenmerk des Philosophierens darauf, Kinder im Rahmen ihrer kognitiven und sprachlichen Kompetenzen zu beteiligen.
Da die philosophischen Fragen i. d. R. von den Kindern selbst kommen und auch von ihnen beantwortet werden (können), ergibt sich auch für alle Kinder eine hohe Mitmachmotivation, eigene Gedanken bzw. eigenes Wissen in die Gespräche einfließen zu lassen. Eben diese Motivation ist es auch, die diese Methode zu einer höchst partizipativen und inklusiven Gestaltungsmöglichkeit macht.
Gleichsam erhalten pädagogische Fachkräfte die Möglichkeit, an den Interessen der Kinder orientiert arbeiten zu können sowie die Gelegenheit, die kognitive und sprachliche Entwicklung zu beobachten und ggf. zu unterstützen.
5) Manuela Leideritz:
0-8-15 funktioniert nicht, wie weiter? - Zusammenarbeit mit Familien
Die Vorstellungen zur Zusammenarbeit mit Familien als partizipativer Prozess in der Kindertageseinrichtung haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt. An vielen Orten gibt es inzwischen
gute Erfahrungen mit neuen Konzepten und Herangehensweisen. Nach wie vor stellen sich aber viele Fragen. Und nicht wenige PraktikerInnen können auch von Enttäuschungen und Frustrationen
berichten.
Nur ressourcen- oder lösungsorientiert zu denken, reicht manchmal nicht, um einen nächsten Schritt weiter zu kommen. Spätestens wenn sich Probleme ‚festsetzen‘, sich zu wiederholen scheinen
und/oder sich mit ihnen ein Leidensdruck verbindet, sollten sie genauer betrachtet und fachlich analysiert werden.
Im Verlauf des Workshops werden wir gemeinsam und exemplarisch eine als problematisch empfundene Ausgangslage zum Thema „partizipative Zusammen-arbeit mit Familien“ bearbeiten. Und natürlich wird
es am Ende auch um konkrete Überlegungen für praktisches Handeln gehen – aber um Ideen, die für diese Ausgangslage passen und deshalb nur eingeschränkt übertragbar sind. Der Mehrwert für alle
TeilnehmerInnen, die ihre Fragen nicht in die Analyse einbringen konnten, besteht im Kennenlernen einer Analysesystematik, mit der sie einer komplexen Situation zu Leibe rücken
können.
Als TeilnehmerIn des Workshops sind Sie eingeladen, ihre Fallbeschreibungen mit- und einzubringen. Wichtig für die gemeinsame Arbeit ist Ihre Bereitschaft, die Inhalte des Workshops vertraulich
zu behandeln und sich auf eine kleine Dosis Theorie sowie Selbstreflexionsprozesse einzulassen.
6) Kira Daldrop:
Mikrotransitionen in der Krippe.
Die kleinen Übergänge angemessen gestalten
Die kleinen Übergänge im Tagesverlauf können für Kinder und pädagogische Fachkräfte, zu einer großen Herausforderung werden. Sie machen nicht nur einen Großteil des Tages aus und strukturieren diesen, sie sind auch häufig mit Stress verbunden. Eine abgestimmte Gestaltung und Begleitung können den Unterschied zwischen stressigen und harmonischen Tagen ausmachen und bringt das spezifische Lernpotenzial dieser immer wiederkehrenden Situationen zum Vorschein. Es wird den Fragen nachgegangen, was es braucht, um diese kleinen, bedeutsamen Übergänge angemessen zu begleiten und wie es gelingt, schon den Jüngsten ein größtmögliches Maß an Beteiligung zu ermöglichen.
Austausch deluxe
Sarah Kleditz Forum B::
Und jetzt?! – Partizipation und ich
Nach dem ganzen Input und neuen Erfahrungen des Tages, soll es uns kurz um die eigenen Erfahrungen mit Partizipation gehen. Wo habe ich bisher Beteiligung erfahren? Auf welchen Partizipationsstufen habe ich mich bisher bewegt? Wenn diese Fragen geklärt sind, soll die Partizipationsstufe der Selbstbestimmung ausgiebig im Rahmen des Austauschs de luxe genutzt werden.
Aktion: Gemeinsam Großes bauen - Mit Haushaltsrollen und PappMeister
Aus abgelegten Papprohren von Küchenrollen und Toilettenpapier bauen wir gemeinsam mit Ihnen große und kleine Gebilde, z. B. einen Turm, Tiere oder Phantasiegebilde. Dafür benutzen wir die Verbindungselemente von PappMeister.
Experimentieren Sie mit Pappmeister und probieren Sie aus! Gerne treten die Referenten mit Ihnen in den Dialog: Wie finden Sie PappMeister? Welche Einsatzmöglichkeiten sehen Sie für Kindertagesstätten?
Mit dem Upcycling-Bausystem PappMeister entfalten sich kindliche Phantasie und Erfindergeist. Räumliches Verständnis, Vorstellungskraft und gleichzeitig manuelle Geschicklichkeit werden spielerisch trainiert. Kinder erleben Teamgeist und werden durch die Wiederverwendung wertvoller Rohstoffe für einen rücksichtsvollen Umgang mit der Natur sensibilisiert.