- Rückblick -

3. Leipziger Frühjahrssymposium Sprache & Kommunikation

 

Sprachbrücken bauen

Bildungsbereiche als Herausforderung im Übergang zur Schule

 

- 16. Mai 2014 -

Gemeinsame Verantwortung, gemeinsame Projekte, eine gemeinsame Sprache: das 3. Leipziger Frühjahrssymposium Sprache & Kommunikation widmete sich dem Thema Übergang vom Elementar- in den Primarbereich. Es verdeutlichte, dass gelingende anschlussfähige Bildungsprozesse eines gemeinsamen Engagements bedürfen und mit vielfältigen Ideen erfolgreich gelebt werden können.

Die beiden Grußworte sprachen Prorektor Prof. Thomas Hofsäss von der Universität Leipzig und Ministerialrat Arnfried Schlosser vom Sächsischen Ministerium für Kultus, der die Arbeit des Landeskompetenzzentrums zur Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen in Sachsen (LakoS) würdigte. Beide hoben die Bedeutung ganzheitlicher, alltagsintegrierter Sprachbildungsmaßnahmen in pädagogischen Einrichtungen erneut hervor.

 

Einen Einblick in die Thematik des Symposiums gab der Eröffnungsvortrag von Christian W. Glück, Professor für Pädagogik mit Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation an der Universität Leipzig und Initiator des Symposiums, gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Markus Spreer. Die Analyse von Bildungsplan und Lehrplan zeigt: die Institutionen Kindergarten und Schule können voneinander lernen. Eine durchgängige Bildungskonzeption wäre auch in Sachsen ein sinnvolles Ziel.

 

Was es heißt, Bildungsprozesse in der Transition gemeinsam zu gestalten, erläuterte Anna Spindler in Ihrem Vortrag am Beispiel des hessischen Bildungs- und Erziehungsplans. Sie wies darauf hin, dass Kita und Schule nicht nur konsequent in einer gemeinsamen Bildungsphilosophie handeln sollen, sondern dass es vor allem einer regelmäßigen Kooperation der Institutionen bedarf. Erfolg versprechen ein enger persönlicher Kontakt und die gemeinsame Überzeugung, dass Lernen im Dialog und in der Interaktion stattfindet.

 

Dr. Julia Höke vom TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm teilte mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Ihre Erfahrungen aus dem Modellprojekt „Bildungshaus 3 – 10“. Das Projekt aus Baden-Württemberg macht deutlich, dass Kindertagesstätten und Schulen in der gemeinsamen Arbeit schnell mit den großen pädagogischen Themen konfrontiert werden. Wie ist mein Bild vom Kind, wie mein Verständnis von Bildungsprozessen? Ganz unterschiedlich gingen die teilnehmenden Modellstandorte mit den Möglichkeiten der Gestaltung der Zusammenarbeit um. Von der Teilnahme der Kindergartenkinder am Anfangsunterricht, über themenspezifische Projektarbeit, bis hin zu täglichen gemeinsamen Bildungshausaktivitäten reichte das Spektrum. „Wenn wertschätzende Auseinandersetzung gelingt und Ressourcen zur Verfügung stehen“ schloss Frau Höke den Vortrag, dann „sind Systemgrenzen gut zu überbrücken!“.

 

Early Literacy nimmt als zentrale Kompetenz im Übergang eine besondere Stellung ein. Mit den diagnostischen ILEA T Lesebüchern stellte Frau Prof. Katrin Liebers von der Universität Leipzig ein Dokumentationsinstrument vor, das es den Anwenderinnen und Anwendern ermöglicht, schnell und sicher die Lese-und Schreibkompetenzen des Kindes einzuschätzen und geeignete Fördermaterialien auszuwählen. Die entwickelten Lesebücher, Würfel- und Stationenspiele stehen allen Interessierten zum kostenlosen Download im Internet zur freien Verfügung.

 

Am Nachmittag erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in parallelen Blocks Workshops und Vorträge zu den verschiedenen Bereichen des Bildungsplans und der zentralen Bedeutung von Sprache als verbindendem Element. Dr. Sören Asmussen sprach über die Faszination naturwissenschaftlicher Experimente und die vielfältigen Möglichkeiten, mit Kindern über Naturphänomene zu philosophieren. Jun.-Prof. Stephan Sallat vermittelte lebhaft, wie man klatschend und singend Sprache und Wahrnehmung mit Musik fördern kann. Der Frage, wie man mit wertschätzender Kommunikation kindlichen Konfliktsituationen im Alltag begegnen kann, widmete sich Marion Müller in ihrem Workshop. Sebastian Schwabe begab sich mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern seines Kurses auf einen Hörspaziergang im Freien und ermöglichte einen praxisnahen Einblick in die Zuhörerförderung. Auf Entdeckerreise begaben sich auch Nina Skorsetz und Sigrid Strecker in Ihrem Workshop und hoben gemeinsam mit Ihren Zuhörerinnen und Zuhörern den Geschichtenschatz. Sie haben gezeigt, wie man das Themenfeld der frühen naturwissenschaftlichen Bildung und Early Literacy spannend mit Kindergartenkindern erobern kann.


Der Buchkinder Leipzig e.V gibt Kindern die Gelegenheit, eigene Bücher zu gestalten und in kleiner Stückzahl zu verlegen. Birgit Schulze Wehninck und Sven Riemer, die beiden Geschäftsführer des Vereins, legten viele dieser Druckerzeugnisse zum Bestaunen aus und erklärten anschaulich ihre Arbeit. Im Anschluss sprachen Christine Steinmetzer und Sarah Girlich vom LakoS über die Sprachförderung mit Kinderbüchern anhand geeigneter Fragetechniken.

 

Packend schilderte Dr. Claudia Wirts vom Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) in München die ersten Ergebnisse der BIKE-Studie. Die Studie befasst sich mit Bedingungsfaktoren für gelingende Interaktion zwischen Fachkraft und Kind und wurde bisher in 35 bayerischen Kindergartengruppen durchgeführt. Frau Dr. Wirts zeigte anhand eines Videobeispiels eindrücklich, das auch vermeintlich Stressoren, wie das gemeinsame Mittagessen, sehr gute Anreize zur alltagsintegrierten Sprachförderung liefern.

 

Dem 3. Leipziger Frühjahrssymposium gelang der Dialog zwischen Praxis und Wissenschaft. Der Fachtag zeigte, dass aus regem persönlichen Austausch, gegenseitigen Impulsen und kreativer Kraft eine positive Weiterentwicklung von Transitionsprozessen gedeihen kann.

 

Die Veranstaltung wurde unterstützt vom Sächsischen Ministerium für Kultus.


Rückblick: Referent/-innen und Inhalte

 

Sören Asmussen

studierte Erziehungswissenschaft und Betriebs-wirtschaftslehre, Promotion im Feld der naturwissenschaftlichen Grundbildung; Tätigkeit an den Universitäten Flensburg (Institut für Physik und Chemie und ihre Didaktik) sowie an der Leuphana Universität Lüneburg (Institut für integrative Studien); praktische Tätigkeit in einem Science-Center, der Phänomenta e. V. in Flensburg; Forschungsschwerpunkte: naturwissenschaftliche Grundbildung, Sozialmanagement und ökonomische Grundbildung.

Abstract: Sustained Shared Thinking in der naturwissenschaftlichen Grundbildung im Elementar- und Primarbereich Im Fokus des Workshops steht die Auseinandersetzung mit Auswertungsgesprächen für experimentelle Erkenntnisprozesse im Kontext der naturwissenschaftlichen Grundbildung in Kindertagesstätten und Grundschulen. In diesem Zusammenhang geht es weniger um das Geben von Erklärungen, sondern um das Kennenlernen von Methoden in deren Zentrum der moderierte gemeinsame Dialog über experimentelle Erfahrungen steht. Naturwissenschaftliche Bildung ist so nicht als eine Einführung von Kindern in das ‚fertige‘ Feld des naturwissenschaftlichen Wissens zu verstehen. Vielmehr geht es darum im gemeinsamen Dialog nach Lösungsmodellen für die, die Kinder interessierenden Fragen zu suchen. In der reformpädagogischen Tradition des ruhigen Gespräches nach Martin Wagenschein aber auch vor dem Hintergrund neuerer Überlegungen aus dem Kontext des Sustained Shared Thinkings sind hier eine ganze Reihe von sinnvollen Unterstützungsvarianten entwickelt worden, die im Rahmen des Workshops mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemeinsam anhand kleiner Experimente erprobt werden sollen.

Julia Höke

ist Erziehungswissenschaftlerin und ist seit 2004 im ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen, Ulm als wissenschaftliche Mitarbeiterin in verschiedenen, vor allem frühpädagogischen Projekten tätig. Aktuell arbeitet sie arbeitet in der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprojekts "Bildungshaus 3 - 10" vor allem zu den Themen Pädagogische Qualität und Professionalisierung pädagogischer Fach- und Lehrkräfte. Außerdem wirkt sie in einer Untersuchung zum Freizeitverhalten von Vorschulkindern mit und betreut die Kooperation mit dem Ravensburger Spieleverlag.

Abstract: Bildungsprozesse gemeinsam begleiten - Erfahrungen aus dem Modellprojekt "Bildungshaus 3 - 10" Um Kindern einen möglichst positiv erlebten und gelingenden Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule zu ermöglichen, stehen beide Institutionen vor der Herausforderung, Anschlussfähigkeit herzustellen und Kinder in der Entwicklung vom Kindergarten- zum Schulkind individuell zu begleiten. Die Kooperation beider Einrichtungen ist dabei ein zentraler Baustein. Das Modellprojekt "Bildungshaus 3 - 10" ist ein Landesmodell des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg, welches durch das ZNL Ulm wissenschaftlich begleitet wird. Im Rahmen des Modells verzahnen Kindergärten und Grundschulen ihre pädagogische Arbeit miteinander. So können Kinder beider Einrichtungen unabhängig von Alter und Institutionszugehörigkeit an gemeinsamen Lern- und Spielaktivitäten teilnehmen. Begleitet werden sie dabei von Erzieher/innen und Lehrkräften, welche die pädagogischen Angebote zusammen durchführen. Um in dieser gemeinsamen pädagogischen Praxis eine individuelle Förderung und Bildungsbegleitung der Kinder zu realisieren, ist ein gemeinsames Beobachtungs- und Dokumentationskonzept unumgänglich. Allerdings existieren in den beteiligten Einrichtungen unterschiedliche Vorerfahrungen, Erwartungen und Ressourcen in der Beobachtung und Dokumentation von Bildungsprozessen.
Die Modellstandorte gehen mit dieser Herausforderung sehr unterschiedlich um. Im Vortrag werden verschiedene Wege, eine gemeinsames Konzept zu realisieren aufgezeigt. Die Erfahrungen aus der Praxis werden zudem verknüpft mit den Ergebnissen der Wissenschaftlichen Begleitung durch das ZNL Ulm, die den Professionellen Austausch zwischen den pädagogischen Fach- und Lehrkräften untersucht. Am Ende können die Ergebnisse als Impulse und Anregungen für eine Diskussion und Reflexion der eigenen pädagogischen Praxis und Kooperationsgestaltung genutzt werden.

Katrin Liebers ist Professorin am Institut für Grundschulpädagogik der Universität Leipzig mit den Arbeitsschwerpunkten Übergang Kita-Schule, Lernprozessbegleitung und Schulanfang.

 

Abstract: Literacy im Übergang - Die diagnostischen ILEAT Lesebücher als ein Ansatz zur Unterstützung von Kindern im Übergang
Lange schon vor dem Schulanfang begeben sich Kinder auf den Weg zur Schrift, indem sie sich auf unterschiedlichste Weise mit Zeichen, Symbolen und Schrift in ihrer alltäglichen Lebensumwelt spielerisch auseinandersetzen: Sie versuchen Spuren zu erzeugen, Informationen aus Zeichen, Symbolen und prägnanten Wörtern zu deuten, sie tun so „als ob“ sie lesen oder schreiben, sie schauen sich Bücher an und probieren ihren Namen zu erkennen oder zu schreiben. Dabei erwerben Kinder ganz zentrale Kompetenzen im Bereich Early Literacy, die eine Basis für ihre spätere Schriftsprachaneignung darstellen. Im Übergang zur Schule kommt es darauf an, daran anschlussfähige Lernprozesse zu ermöglichen und so Kontinuität und Diskontinuität in eine individuell förderliche Balance bringen. Besonders gut, das zeigen internationale Forschungsergebnisse, kann der Übergang gelingen, wenn sich die Pädagoginnen aus beiden Einrichtungen über die Lernentwicklung von Kindern und pädagogische Angebote austauschen und dabei auch über gemeinsame Informationen zur Lernentwicklung verfügen. In dem von BMBF und ESF geförderte Forschungsprojekt ILEA T wurde ein diagnostisches Verfahren zur Lernentwicklungsanalyse erarbeitet und erprobt, dass ein Verbindungsglied zwischen den frühpädagogischen Bildungsdokumentationen der Kita einerseits und den individuellen Lernstandsanalysen des Anfangsunterrichtes andererseits darstellt und dass in einer gemeinsamen Übergangsgestaltung genutzt werden kann. Im Vortrag werden das ILEA T-Konzept für den Bereich des frühen Schriftspracherwerbs begründet und das empirisch geprüfte ILEA T-Stufenmodell Literacy sowie das darauf basierende Beobachtungsverfahren vorgestellt. Im Zentrum des Vortrags stehen die beiden diagnostischen Lesebücher "Theobald als Schatzsucher" (Version A) und "Theobald geht zur Schule" (Version B, Heger/Liebers 2014), mit deren Hilfe umfangreiche Informationen über den Stand der schriftsprachlichen Kompetenzen in einer gemeinsamen Vorlesesituation gewonnen werden können. Die standardisierten Lesebücher ermöglichen durch ihre Konzeption kompetenzorientierte Einschätzungen für Kinder auf unterschiedlichsten Entwicklungsstufen - von Kindern, die noch ganz am Anfang auf dem Weg zur Schrift stehen bis hin zu Frühlesern. Vor dem Hintergrund des Stufenmodells sind im Handbuch vielfältige Hinweise für die Gestaltung herausfordernder Lernumgebungen in Kita und Schule als Anregung enthalten, die für pädagogische Angebote genutzt werden können.

Marion Müller

ist Diplom-Sozialpädagogin, Montessori-Pädagogin und Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation. Sie entwickelte zahlreiche Projekte zur Wertschätzenden Kommunikation in Kindertageseinrichtungen und Schulen. Das Projekt „Fair-Sein“ wurde durch die Universität Leipzig, Bereich pädagogische Psychologie wissenschaftlich evaluiert. Sie arbeitet als Jugendsozialarbeiterin im Soziokulturellen Zentrum Die VILLA. Sie wirkte beim Aufbau eines Montessori - Kindergartens und einer Montessori - Schule in Leipzig mit. [...]

Abstract: Kinder lösen Konflikte selbst – Wertschätzende Kommunikation im pädagogischen Alltag anwenden
Kommunikatives Handeln erweitert unsere Gestaltungsmöglichkeiten von kooperativen, partizipativen und empathischen Prozessen, insbesondere mit heterogenen Gruppen im heutigen pädagogischen Alltag. Das Modell der Wertschätzenden Kommunikation nach Marshall Rosenberg bietet eine wirksame Herangehensweise, um die eigene Handlungsregie auch in schwierigen Alltagssituation zu behalten und die im pädagogischen Prozessen beteiligten Partner_innen einzubeziehen. Mit dem Modell der Wertschätzende Kommunikation werden zwei wesentliche Sozialkompetenzen gestärkt: die wechselseitige Verständnisfähigkeit und die faire Durchsetzungsfähigkeit. Das Ziel ist es, Balance herzustellen, zwischen einem wertschätzenden Miteinander und zugleich einem achtsamen Umgang mit eigenen Bedürfnissen. Die „Wertschätzende Kommunikation“ mit dem Vier-Schritte-Modell nach Marshall Rosenberg unterstützt aktiv die Wortschatzerweiterung und erleichtert es Blockaden und Konflikte in der Kommunikation zu erkennen und konstruktiv zu überwinden. An eigenen Beispielen erproben Sie, sich klar und zugleich wertschätzend auszudrücken.

Stephan Sallat

studierte Sprach- und Lernbehindertenpädagogik an der Universität Leipzig, Promotion in Gießen. Seit 2004 Dozententätigkeit - u.a. an den Universitäten Leipzig, Erfurt, Gießen. Seit April 2014 Juniorprofessor an der Universität Erfurt. Seine gegenwärtigen Forschungsschwerpunkte sind: Spezifische Sprachentwicklungsstörungen; Prosodieverarbeitung; Zusammenhänge zwischen Musik- und Sprachverarbeitung, Musiktherapie bei Kindern mit Sprach- und Kommunikationsstörungen, Diagnostik pragmatischer Fähigkeiten sowie Bildungsbiographien von Kindern mit Förderbedarf im Bereich Sprache. Stephan Sallat ist Vorsitzender der Gesellschaft für interdisziplinäre Spracherwerbsforschung und kindliche Sprachstörungen im deutschsprachigen Raum – GISKID.

Abstract: Da steckt Musik drin! Sprache und Wahrnehmung mit Musik fördern
Sprache und Musik bestehen aus Rhythmus, Melodie, Lautstärkeunterschieden, Tempo, Klängen, Akzenten, Pausen etc. Um Wörter und Sätze gut verstehen und lernen zu können, müssen wir eben diese Aspekte der Sprache gut verarbeiten können. Die Musik bietet daher viele Möglichkeiten unsere sprachliche Verarbeitung aber auch die auditive Wahrnehmung zu verbessern. Im Workshop werden Möglichkeiten der Sprach- und Wahrnehmungsförderung für den Kindergarten aufgezeigt, ausprobiert und diskutiert. Ein musikalisches Vorwissen der Teilnehmer ist nicht erforderlich.

Sebastian Schwabe

ist Kommunikationswissenschaftler mit einem Ohr für die Herausforderungen der Teamkommunikation insbesondere in Schulen, einem Händchen für kreatives und aktives Lernen und einem Herz für die Interessen seiner Seminarteilnehmer. Seit 2009 arbeitet er mit seinen Kolleginnen und Kollegen von media:port in den Bereichen Zuhör-, Medienkompetenz- und Kommunikationsförderung.

Abstract: Die Wiederentdeckung des Zuhörens
"Sei still!" heißt es oft, wenn wir eigentlich "Hör zu!" meinen. Dabei hat Zuören nicht zwangsläufig etwas mit Stillsitzen zu tun. So bedeutet auch Zuhörförderung mehr als nur ein Hörspiel einzulegen und dann Stille zu verordnen. Der Workshop möchte Ihnen einen kurzen, praxistauglichen und lustvollen Einstieg in die Zuhörförderung bereiten. Dabei gilt natürlich wie immer: keine gute Praxis ohne gute Theorie. Sie sollen also nicht nur lernen, was man im Bereich Zuhörförderung machen kann, sondern auch wann welche Methoden überhaupt sinnvoll sind. Natürlich werden wir in 1,5 Stunden nicht die Welt verändern, aber für neue Eindrücke und Anregungen sollte die Zeit ausreichen. Ich freue mich auf Sie.

Nina Skorsetz

ist Grundschullehrerin und seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forscherstation in Heidelberg, dem Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung gGmbH. Dort entwickelt und begleitet sie Fortbildungen für Erzieher und Grundschullehrkräfte. Im Moment entsteht gemeinsam mit der Stiftung Lesen im Kooperationsprojekt „Kinder, MINT und literacy“ eine Fortbildungsreihe, in der frühe naturwissenschaftliche Bildung und frühe sprachliche Bildung verknüpft werden.

UND

Sigrid Strecker (Germanistin)

ist seit 1994 Mitarbeiterin der Stiftung Lesen im Programmbereich Kita. Seitdem leitet sie Projekte in den Bereichen frühkindliche Bildung im Kita- und Tageselternbereich, ehrenamtliches Vorlesen für verschiedene Generationen, Schulprojekte zur Förderung der Lesemotivation von Schüler/innen und Schülern. Aktuell entwickelt sie die Literacy-Module im Projekt „Kinder, MINT und literacy“ für die Fortbildungsreihe in dem Projek.

 

Abstract: Die Wiederentdeckung des Zuhörens
Manche Kinder erschließen sich ihre Welt durch Anfassen und Ausprobieren. Bei anderen ist die Sprache der Schlüssel zum Verstehen der Welt. Doch egal über welchen Zugang die Kinder versuchen, sich ihre Umwelt anzueignen: Forscherdrang und die Liebe zu Geschichten ist ihnen gemeinsam.
In diesem Workshop, den die Forscherstation in Kooperation mit der Stiftung Lesen anbietet, werden nun beide Ansätze verbunden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich fantasievoll mit den Phänomenen des Alltags auseinander und erproben verschiedene Kommunikationsmöglichkeiten dazu. Auf der Reise entdecken sie auch neue Geschichten, die sowohl Jungen als auch Mädchen begeistern und vielfältige Anregungen zum Ausprobieren bieten. So wird der Geschichtenschatz gemeinsam gehoben.

In der Druck- und Schreibwerkstatt des Buchkinder Leipzig e.V. entwickeln Kinder und Jugendliche ihre Geschichten zu eigenen Büchern. Dabei liegt die Besonderheit der Buchkinderarbeit neben dem freien und selbstständigen Arbeiten in der Einbindung in alle Prozesse des Büchermachsens; vom ersten Strich auf dem Papier bis hin zum Vertrieb des eigenen Buches, welches in kleinen Auflagen in der eigenen Buchmanufaktur hergestellt wird. Mit seiner Wanderausstellung und einem Seminarprogramm ist der Verein bundesweit und international unterwegs.

Abstract: Der Buchkinder Leipzig e.V. stellt sich vor
Ein Kind hört auf. Auch in der Buchkinderarbeit kommt der Zeitpunkt, an dem ein Kind zu uns sagt:„Ich höre auf! — Ich spiele jetzt Tennis; nehme an einem Theaterkurs teil; muss mehr für die Schule machen“ oder die Mutter sagt, das Kind sei zu alt für die Buchkinder. Die Gründe mögen vielfältig sein und doch gibt es hier einen anderen wichtigen Aspekt zu beachten. Kann es nicht sein, dass wir für diesen Zeitpunkt der Entwicklung des Kindes nicht mehr die passenden Antworten haben, wenn es eben auf-hört und sich mit seinen Ohren der Welt öffnet? Vom bildlichen Sinn her ist es das Gegenteil von Zurückziehen oder Weghören. Es bedarf also unserer Wachsamkeit, jedem Kind seinem Entwicklungsstand gemäß, die Impulse zu geben, die an seinen jeweiligen Fragen anknüpfen. Diese ständige Wachsamkeit ist aus unserer Sicht der Schlüssel für eine wirkende Verbindung zwischen Kind und Erwachsenen. Dies bedarf auch einer Neugierde bei dem Erwachsenen (Erzieher oder Werkpädagoge) an dem, was dem Kind an eigenen Ideen, inneren Bildern und konkreter Umsetzung zu entlocken ist. Vorgefertigte Ergebnisse müssen in den Schubladen belassen werden und Denkschablonen von pädagogischen Konzepten haben hier keinen Platz. Was dann zutage treten kann, ist der unverstellte Blick eines Kindes auf die Welt. In über 500 Büchern haben uns die (Buch)Kinder seit 2001 immer wieder überrascht — mit ihrem Einfallsreichtum, ihrer graphischen Klarheit und Stärke, mit unglaublichen Geschichten, die uns oft mit großartigem Humor an den neu entdeckten Wundern der Kinder teilhaben lassen. Mit entsprechender Wachsamkeit und weiterführenden Überlegungen wird es uns gelingen, die Kinder auch verstärkt auf ihrem Weg in die Jugendlichkeit zu begleiten — bis sie auf-hören und sich hoffentlich weiteren spannenden Fragen stellen. So entsteht ein gemeinsamer Lernprozess, den wir in allen Bereichen der Buchkinderarbeit zu entwickeln möchten.

Claudia Wirts

studierte Sprachheilpädagogik an der LMU München und promovierte 2013 an der PH Heidelberg (Thema: Entwicklungsverläufe von Late Talkers). Seit 2007 ist sie im Staatsinstitut für Frühpädagogik als wissenschaftliche Referentin mit den Schwerpunktbereichen Zuhören, Sprache, Interaktion und sprachliche Bildung im Krippenalter beschäftigt. Derzeit betreut sie das Projekt BIKE - Bedingungsfaktoren für gelingende Interaktionen zwischen Erzieherinnen und Kindern und ist mit der Implementierung der Bayerischen Bildungsleitlinien von 0-10 mit der schriftlichen und filmischen Aufbereitung guter Praxis beschäftigt.

Abstract: Interaktionsqualität in der Kita - erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus dem Projekt BIKE
Die Forschungsstudie BIKE (Bedingungsfaktoren für gelingende Interaktionen zwischen Erzieherinnen und Kindern) untersucht verschiedene Aspekte der Interaktionsqualität (Emotionale Unterstützung, Organisation der Lernsituation und Lernunterstützung) und Bedingungsfaktoren (z.B. Strukturelle Faktoren, Wissen und Einstellungen von PädagogInnen), mit denen gute Interaktionsqualität in Zusammenhang steht. Im Rahmen der BIKE-Studie wurde bisher die Interaktionsqualität in 35 bayerischen Kindergartengruppen erhoben – 2014 wird eine weitere Erhebungswelle, zur Aufstockung der Stichprobe um ca. 50 Erzieherinnen, durchgeführt. Die Interaktionsqualität wird über das „Classroom Assessment Scoring System (CLASS) Pre-K“ (Pianta, LaParo & Hamre 2008) erhoben. In der bereits vorliegenden Stichprobe zeigten sich folgende Tendenzen: In den Bereichen der emotionalen Unterstützung und der Organisation der Lernsituation zeigte sich ein gutes Qualitätsniveau, während die Qualität der Lernunterstützung großen Optimierungsbedarf zeigt. Im Rahmen des Vortrags werden die BIKE-Ergebnisse vor dem Hintergrund nationaler und internationaler Interaktions-Studien diskutiert und Möglichkeiten und Grenzen der Weiterentwicklung von Interaktionsqualität in der pädagogischen Praxis von Kindertageseinrichtungen thematisiert.

Literatur

Pianta, R. C., La Paro, K. M. & Hamre, B. K. (2008). Classroom assessment scoring system. Manual Pre-K. Baltimore: Brookes.

Wildgruber, A., Wirts, C., Wertfein, M. (in Vorbereitung). Interaktionsqualität in Kindertageseinrichtungen – Forschung mit dem Classroom Assessment Scoring System (CLASS Pre-K). In: Annedore Prengel & Monika Winklhofer (Hrsg.). Kinderrechte in pädagogischen Beziehungen - Studien und Forschungsmethoden. Opladen/Berlin/Toronto: Budrich.

Dr. Markus Spreer

ist Sprachheilpädagoge und promovierte 2012 in Leipzig. Seit 2007 ist er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sprachbehindertenpädagogik der Universität Leipzig tätig. Seine gegenwärtigen Forschungsprojekte sind: Prosodische Fähigkeiten spezifisch sprachentwicklungsgestörter Kinder; Wortschatz- und Sprachverständnisleistungen von Schülern im Förderschwerpunkt "Motorische Entwicklung"; Berufs- und Bildungsbiographien von Kindern mit Sonderpädagogischem Förderbedarf im Bereich Sprache – Übergänge im Bildungssystem.

UND

Prof.  Dr. Christian W. Glück  vertritt die Professur Pädagogik mit Förderschwerpunkt Sprache und Kommunikation an der Universität Leipzig und ist Leiter des Instituts für Sprache und Kommunikation in Bildung, Prävention und Rehabilitation INSKOM. Nach einem Lehramts- und Magisterstudiengang Sprachheilpädagogik mit den Nebenfächern Psycholinguistik und Kognitive Psychologie an der LMU München arbeitete er als Lehrer an Sprachheil- und Lernförderschulen in Bayern. Er war Doktorand und Assistent von Frau Prof. A. Kotten-Sederquist und Mitarbeiter bei Prof. M. Grohnfeldt. Dann erhielt er den Ruf an die Pädagogische Hochschule Heidelberg und später an die Universität Leipzig. Seine Arbeits- und Forschungs-schwerpunkte liegen vorwiegend in anwendungs- und auch in grundlagenwissenschaftlichen Fragen der Diagnostik und Therapie bei Sprachentwicklungsstörungen und Stottern. Als Projektleiter der Ki.SSES-Längsschnittstudie fokussierte er Fragen der Qualität und Wirksamkeit sprachfördernder und sprachtherapeutischer Angebote in unterschiedlichen Beschulungssettings. Als Projektleiter des LakoS unterstützt er die sprachliche Bildung und Förderung im Elementarbereich in Sachsen.

Abstract: Das Kind im Übergang - Zwischen sprachlicher Bildung und Bildungssprache
Im Eröffnungsvortrag wird an die gemeinsame Verantwortung von Kindergarten und Grundschule in der Gestaltung des Übergangs erinnert. Strukturelle Rahmendaten bilden den Hintergrund für eine Analyse verschiedener Teilaspekte der geteilten Verantwortung. Das Rollen- und Bildungsverständnis, die jeweiligen Aufgaben, Angebote und Ressourcen werden in den Blick genommen. Ein Schwerpunkt wird in der sprachlichen Bildung gelegt, indem Bildungsplan der Kita und Lehrplan Deutsch der Grundschule in Bezug zueinander gesetzt werden. Es wird deutlich, dass Gemeinsamkeiten eine durchgängige Bildungsvorstellung ermöglichen. Und es wird offenbar, dass beide Seiten sich auch durch die unterschiedlichen Fokussierungen gegenseitig anregen können oder gar voneinander lernen können. Gerade im Hinblick auf die besondere Rolle der sprachlichen Kompetenz für den Schulerfolg stellt die auch im Schulvorbereitungsjahr beginnende Orientierung auf die sog. Bildungssprache eine wichtige Unterstützung der Kinder beim gelingenden Übergang in die Schule dar.

So zeichnen sich im Hinblick auf den Übergang Zukunftsaufgaben in Sachsen ab:
  • die Entwicklung eines Rahmenkonzepts für eine durchgängige Bildungskonzeption 0-10 in Sachsen
  • die Entwicklung gemeinsamer Bildungsstandards für Teilbereiche
  • die stärkere Orientierung an den Herausforderungen der Bildungssprache


Sarah Girlich

ist Sprachwissenschaftlerin und Projektkoordinatorin/Wissenschaftliche Mitarbeiterin im LakoS (Landeskompetenzzentrum zur Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen in Sachsen).

 

Christine Steinmetze

ist klinische Sprechwissenschaftlerin und Projektkoordinatorin/Wissenschaftliche Mitarbeiterin im LakoS (Landeskompetenzzentrum zur Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen in Leipzig).

Anna Spindler

ist Diplom-Psychologin, wissenschaftliche Referentin beschäftigt sich mit den Schwerpunkten: frühkindliche Entwicklung und Bildungsprozesse frühpädagogische Fort-und Weiterbildung, Evaluation und Qualitätsmanagement.

 

Thema: Anschlussfähige Bildungsprozesse gestalten - für Kinder zwischen 0 und 10 Jahren

Das Leipziger Frühjahrssymposium wird vom Landeskompetenzzentrum für Sprachförderung an Kindertageseinrichtungen in Sachsen (LakoS) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sprache und Kommunikation in Prävention, Bildung und Rehabilitation (INSKOM) und der Universität Leipzig veranstaltet.

 

Der Fachtag wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.